Ist das scheinbar Unmögliche möglich?
Am kommenden Samstag trifft das Team der New Yorker Lions im Playoff-Halbfinale der Erima-GFL auf den amtierenden Deutschen Meister, die Potsdam Royals (28.09.2024, Stadion am Luftschiffhafen, Kick-off 15 Uhr).
Es ist über drei Jahre her (August 2021), dass die Lions die Potsdam Royals letztmalig besiegen konnten. Seitdem gelang kein Sieg mehr gegen die Potsdamer und die Royals wurden von Jahr zu Jahr stärker. Nach einer Niederlage gegen die Dresden Monarchs in der Saison 2023, war kein anderes Team mehr in der Lage, einen Sieg der Royals zu verhindern.
Der bisherige Saisonverlauf der Potsdam Royals zeigt eine deutliche Dominanz der Mannen um Headcoach Michael Vogt: 13 Spiele, 13 Siege. Mit dem Blick auf die Erima-GFL Nord erwischte es die Berlin Rebels besonders schlimm, die sich in beiden Spielen mit mehr als 50 Punkten Unterschied und bei ihrem Heimspiel sogar zu 0 geschlagen geben mussten. Viel besser lief es für die Braunschweiger auch nicht. Zwar ging man am 24. August ersatzgeschwächt ins Spiel, doch war dieses nicht der einzige Grund für die bittere 0:59 Niederlage.
Auch das Südteam der Allgäu Comets erwischte es heftig und man musste im regulären Saisonspiel über 90 Punkte der Royals hinnehmen. Im Viertelfinale letzte Woche waren es mit 84 Punkten, nicht viel weniger. Einzig den Berlin Adlern gelang es, das Spiel gegen die Potsdamer bis in das 3. Viertel hinein offen zu halten. Am Ende gingen aber auch mit sie einer 15:29 Niederlage vom Feld.
Mit der Weiterverpflichtung von Spielmacher Jaylon Henderson legten die Potsdamer im Angriff schon nachdem GFL-Bowl-Gewinn 2023 den sportlichen Grundstein für die laufende Saison. Mit einer Completion Rate von nahezu 80%, über 4.700 Yards Raumgewinn aus Pässen und 75 Touchdownpässe bei nur vier Interceptions stellt er Werte auf, die kein anderer Spielmacher in der Erima-GFL jemals erreicht hat. Dazu kommen weitere 540 Yards und 10 Scores aus eigenen Läufen.
Unterstützung im Laufspiel erhält der Ausnahme Quarterback durch Allzweckwaffe Heiko Bals, der sowohl als Runningback, Ballfänger und auch als auch als Kicker und Punter unterwegs ist.
Bei den Receivern kam Brandon Beaulieu von der Bernidji University (Div. 2) nach Potsdam. Er hält dort diverse Receiver-Rekorde und zeigte dies auch in seiner ersten GFL-Saison mit über 1.500 Yards Raumgewinn und 25 Touchdowns. Ergänzt wird die Receivercrew u.a. durch Daniel Pedro, Thomas Jenkins und Thomas Wilson, welche gemeinsam weitere 2.300 Yards und 37 Touchdowns zur Dominanz des Potsdamer Angriffs beisteuerten.
Auch die Offense Line der Potsdamer macht einen herausragenden Job in diesem Jahr und ließ bisher nur ganz 11 Sacks gegen ihren Spielmacher zu.
Auf der anderen Seite des Balles geht es ähnlich dominant zu wie auf Seiten der Offense. Mit Stephan Stadler von den Berlin Rebels und Ex-Lion Alan Steinohrt konnten weitere Topleute der Erima-GFL nach Potsdam geholt werden.
Da der ‚Rest‘ der Potsdamer Defense mehr oder weniger unverändert im Vergleich zu 2023 zusammenblieb ist, braucht es nicht viel an Überlegungen dazu, wie es den Royals gelungen ist, in den bisherigen 10 Spielen im Schnitt nur etwas mehr als 13 gegnerische Punkte pro Spiel zuzulassen.
Last not least herrscht auch im Coaching Staff der Royals Kontinuität: Head Coach Michael Vogt kann weiterhin auf die bewährte Unterstützung durch Offense Coordinator David Saul und Defensive Coordinator Mitch Viger sowie die bisherigen Assistant Coaches setzen.
Betrachtet man nun die Ausgangssituation für das anstehende Playoff-Halbfinale, scheint es von vornherein fast unmöglich etwas gegen die „Übermacht“ aus der brandenburgischen Landeshauptstadt entgegenzusetzen. Aber es gilt natürlich auch für dieses Spiel, dass im Laufe der Begegnung viel passieren kann und da können auch für die New Yorker Lions spielentscheidende Dinge dabei sein.
Darüber hinaus nehmen die Lions den Schwung aus dem Spiel gegen die ifm Razorbacks Ravensburg mit und können im Vergleich zum Spiel Ende August in Braunschweig auf einen nahezu vollständigen Kader zurückgreifen.
Fakt ist aber, dass jeder Gegner der Potsdamer einen perfekten Tag benötigt und die Potsdamer einen „gebrauchten“, um die Royals zu schlagen bzw. das Spiel offen zu gestalten. Ausgeschlossen ist nichts, aber allen sollte klar sein, dass die Aufgabe für die New Yorker Lions am kommenden Wochenende eine sehr, sehr schwere sein wird.
Text: Holger Fricke