ERIMA GFL Woche 14 – Königlicher Besuch in Salzgitter
Wenn am kommenden Sonntag um 16 Uhr die New Yorker Lions im Stadion am Salzgittersee auf die Dresden Monarchs treffen, ist dies tatsächlich seit über 9 Jahren das erste Pflichtheimspiel der Braunschweiger Footballer, dass nicht im Braunschweiger Eintracht-Stadion stattfindet (ohne Finalspiele). Am 16.05.2015 hieß der Gegner im Eurobowl Paris Flash de la Courneuve und die Lions konnten ebenfalls im Stadion am Salzgittersee einen 37:14 Sieg feiern und am Ende des Turniers sogar den Eurobowltitel bejubeln.
Dass es am Sonntag in der Erima-GFL wieder so oder so ähnlich läuft, wollen die Dresden Monarchs natürlich unbedingt verhindern. Nachdem sie in der letzten Saison im Halbfinale etwas überraschend die Segel streichen mussten, galt der Focus sehr schnell der Vorbereitung auf dieses Jahr.
Dabei hatten die Sachsen durchaus erstmal einige prominente Verluste zu verkraften, denn mit QB Steven Duncan und WR Austin Mitchell zog es zwei der herausragenden Akteure des letzten Jahres in die ELF. Dazu kam dann noch die Rückkehr von Cheftrainer Paul Alexander in die USA, die allerdings von Anfang an so geplant war.
Die guten NFL-Kontakte des ehemaligen Head Coaches waren dann auch direkt der Schlüssel zur Verpflichtung von Greg Seamon als neuem Cheftrainer. Er kann auf über 45 Jahre Erfahrung im College Football und der NFL zurückgreifen und wenn man die bisherige Saison der Monarchs betrachtet, haben sie eine gute Entscheidung getroffen. Das weitere Trainerteam um Offense Coordinator Robert Cruse und Defense Coordinator Martin Schmidt ist unverändert zusammengeblieben, was natürlich ein wichtiger Faktor im Hinblick auf die kontinuierliche Arbeit mit dem Team ist.
Auf dem Feld selber haben sich bei den Sachsen viele Veränderungen ergeben. Bedingt durch Zugänge aus der eigenen Jugend, der Region und neue Imports, haben die Dresdener rund 30 neue Spieler in ihren Kader aufgenommen.
Natürlich ist der neue US-QB Brock Domann in diesem Kreis einer der herausragenden Akteure. Er spielte auf höchstem College Niveau und lieferte dort bereits gute Leistungen ab. Auch in der GFL gehört er zu den Topleuten auf seiner Position. Mit bisher knapp 2.100 erworfenen Metern Raumgewinn und 16 Touchdownpässen, sowie weiteren gut 250 Metern Raumgewinn und 6 Touchdowns aus eigenen Läufen ist der Mann eine Gefahr für jedes gegnerische Team.
Bei den Anspielstationen für ihn haben die Monarchs offensichtlich großen Wert auf internationale Topleute gelegt. Neben US-WR Ricky Smalling und US-TE Ethan Janto fanden auch der britische WR Max Gracie-Ainscough und der spanische Passempfänger Jordi Torrededia als Nationalspieler ihrer Länder den Weg nach Sachsen. Leider verletzten sich sowohl Max Gracie-Ainscough wie auch Ethan Janto im Spiel bei den Potsdam Royals schwer. Während die Monarchs bei Janto von einer baldigen Rückkehr ausgehen, ist für Gracie-Ainscough die Saison definitiv zu Ende. Als Ersatzmann wurde sehr schnell der Portugiese Pedro Rosa von Blue Star Marseille verpflichtet.
Tatsächlich sind Ricky Smalling und Jordi Torrededia was die Passempfänger der Monarchs angeht, das Maß aller Dinge. Beide haben zusammen bisher knapp 1.250 Meter Raumgewinn und 11 Touchdowns erzielt. Die Lions sind gut beraten, diesem Duo volle Aufmerksamkeit zu widmen, denn ansonsten sieht man von den beiden nur noch die sprichwörtlichen Rücklichter.
Im Laufspiel der Sachsen herrscht hingegen Kontinuität, denn mit den RBs Nico Barrow und Yazan Nasser blieben die Leistungsträger des letzten Jahres bei den Monarchs auch in der laufenden Saison an Bord und konnten bisher rund 460 Meter Raumgewinn und 4 Touchdowns beitragen. Mit Blick auf den eher passorientierten Angriff der Sachsen sind auch das sehr solide Werte.
An vorderster Abwehrfront agieren mit US-Mann Michael Badejo und dem Briten Lamonte McDougle echte Schwergewichte, die darüber hinaus auch noch eine Menge College Erfahrung mitbringen. Leider erlitt Michael Badejo beim Spiel in Kiel einen komplizierten Armbruch und kann daher vorerst nicht auflaufen. Ergänzt wird das Paket durch LB Logan Mobelini und die DBs Eero Vaija und Lucas Masero, die aus Finnland bzw. Spanien nach Dresden kamen.
Einzig bei den Linebackern scheint der US-Mann Dimitri Moore nicht so richtig angekommen zu sein, denn von ihm trennten sich die Sachsen bereits Anfang Juni wieder. Für die Monarchs aber offensichtlich kein großes Problem, denn sie konnten mit dem Polen Taylor Pawelkoski und dem Briten Bhavya Gandhi schnell für Ersatz sorgen. Last not least steht mit Chris Noack auch noch ein sehr guter deutscher Linebacker weit oben in den Statistiken.
Die bisherige Saison der Monarchs kann man ziemlich kurz zusammenfassen: 7 Spiele, davon 6 klare Siege. Und mit dem Punktgewinn vom letzten Wochenende gegen die Hildesheim Invaders liegen die Sachsen im Rennen um Tabellenplatz 2 in der Erima-GFL Nord und damit das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale jetzt auch vorne. Nur die ‚unvermeidliche‘ Niederlage gegen die Potsdam Royals trübt ein wenig die bisherige Bilanz.
Gelingt den Monarchs am Sonntag in Salzgitter ein Sieg gegen die Lions, sichern sie den frisch eroberten 2. Tabellenplatz zusätzlich ab und hätten dank des gewonnenen direkten Vergleichs mit den Invaders bereits eine Art kleines ‚Polster‘ für das oben erwähnte Heimrecht aufgebaut.
Für die New Yorker Lions bleibt es nach dem Sieg gegen die Berlin Rebels vom letzten Wochenende wichtigste Aufgabe, den 4. Tabellenplatz im Norden zu verteidigen. Da wäre ein Erfolg gegen Dresden natürlich mehr als hilfreich.
Wirklich entscheiden wird sich das Rennen um die Playoffplätze im Norden aber erst in den Wochen danach, wenn mit den Berlin Adlern, den Potsdam Royals und den Hildesheim Invaders weitere sehr schwere Spiele auf die New Yorker Lions zukommen und auch einige andere potentielle Playoffteams noch durchaus anspruchsvolle Restprogramme zu absolvieren haben.
Text: Torsten Morgenstern